60 Minuten lang war es vollkommen still in der Aula des Herbartgymnasiums. Die Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 11 und 12 lauschten aufmerksam Gerry Hahlo, der mit seiner Frau Anne aus London angereist war und in englischer Sprache die Geschichte seiner Familie erzählte. Diese Geschichte, die er ursprünglich nur aufschreiben wollte, um sie innerhalb der Familie weiterzugeben, wurde Anfang des Jahres unter dem Titel „The Boy on the Train. A Father and Son‘s Kindertransport Story“ veröffentlicht. Die Geschichte der Familie Hahlo ist eng verbunden mit der Stadt Oldenburg. Bereits Gerry Hahlos Ururgroßeltern waren Inhaber eines Bekleidungsgeschäfts in Oldenburg. Ende des 19. Jahrhunderts konvertierten seine Vorfahren vom Judentum zum protestantischen Glauben. In Nazi-Deutschland mussten die Familienmitglieder um ihr Leben bangen und so entschied sich die Familie nach den Reichspogromen dazu, Dieter, Gerrys Vater, über einen „Kindertransport“ als 12jährigen unbegleitet nach England zu schicken – in ein Land, wo er niemanden kannte und kein Wort verstand, wo man ihn aber sicher glaubte. Gerry Hahlo gelang es, in einfühlsamer Weise Motive, Entscheidungen und Ängste seiner Vorfahren darzustellen und Geschichte ganz nah und persönlich werden zu lassen. Die zahlreichen Fragen, die die Schülerinnen und Schüler im Anschluss stellten, zeigten, wie gut es Gerry Hahlo gelungen ist, Interesse an der Geschichte seiner Familie zu wecken.
Der Vortrag über die traumatischen Erfahrungen, die Generationen prägte, war auch als eindringliche Mahnng zu verstehen, sich für Demokratie und ein friedliches Miteinander einzusetzen!