8. November 2024

„The Boy on the Train“ – Gerry Hahlo teilt bewegende Familiengeschichte mit den Schülerinnen und Schüler des HGO

Mit intensiver Konzentration und großem Respekt verfolgten die Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 10, 11 und 12 den englischsprachigen Vortrag von Gerry Hahlo, der gemeinsam mit seiner Frau Anne und weiteren Familienmitgliedern den weiten Weg aus London auf sich genommen hatte. Der Autor teilte die außergewöhnliche Geschichte seiner Familie, die in seinem Buch „The Boy on the Train. A Father and Son’s Kindertransport Story“ erschienen ist. Was ursprünglich als private Familienchronik gedacht war, entwickelte sich zu einem wichtigen Zeitdokument.

Die Wurzeln der Familie Hahlo reichen tief in die Oldenburger Geschichte. Seine Vorfahren betrieben dort Ende des 19. Jahrhunderts ein florierendes Modegeschäft und entschieden sich damals, vom jüdischen zum protestantischen Glauben zu konvertieren. Doch dies schützte sie nicht vor der Verfolgung im Nationalsozialismus. Nach den Novemberpogromen 1938 trafen Gerrys Großeltern eine herzzerreißende Entscheidung: Sie schickten ihren zwölfjährigen Sohn Dieter – Gerrys späteren Vater – mit einem Kindertransport nach Großbritannien, um sein Überleben zu sichern. Völlig auf sich allein gestellt, ohne Sprachkenntnisse und ohne Kontakte, musste der Junge seine Heimat verlassen.

Mit großer Sensibilität gelang es dem Referenten, die Gefühlswelt und Beweggründe seiner Angehörigen nachzuzeichnen. Seine persönliche Erzählweise machte Historie greifbar und löste bei den Jugendlichen starke Anteilnahme aus, was sich in der angeregten Fragerunde widerspiegelte.

Der Vortrag verdeutlichte eindrücklich, wie traumatische Erlebnisse über Generationen nachwirken können – und wie wichtig es ist, sich heute aktiv für demokratische Werte und gesellschaftlichen Zusammenhalt einzusetzen.