15. Juli 2020

Digitales Lernen aus Schülersicht: Lernt man digital zuhause besser?

In der Phase des Home Learning setzte sich die 6g im Deutschunterricht bei Frau Bayerlein mit Vor- und Nachteilen des digitalen Unterrichts auseinander. In mehreren Arbeitsschritten entstand dabei als Gemeinschaftsproduktion der Schüler-„Home Office“ der folgende argumentative Text:

 

Da wir zurzeit wegen des Corona-Virus zuhause bleiben müssen, lernen wir das digitale Lernen zuhause besser kennen. Bei einigen läuft es gut, bei anderen gibt es Probleme. In diesem Text stellen wir euch Pro- und Kontra-Argumente zum Thema „Lernt man Digital besser?“ vor. Dabei greifen wir vor allem auf eigene Erfahrungen, aber auch auf Erlebnisse, die wir von anderen kennen, zurück.

Das digitale Lernen bringt in vielen Bereichen Vorteile.

Zuhause lernen fördert Disziplin und Eigenverantwortung, denn man muss sich die Aufgaben für den Tag selbstständig einteilen und seinen häuslichen Schultag selbst organisieren. Helfen können einem dabei ein Tagesplan, eine To-Do Liste oder der Meinungsaustausch mit den Mitschülern. Das Lernen zuhause kann auch den Teamgeist und den Zusammenhalt stärken, da man bei Problemen nicht immer eine Ansprechperson hat und stärker aufeinander angewiesen ist.

Zur Erledigung der Aufgaben hat man keinen wirklich hohen Zeitdruck, man kann also die Aufgaben an einem selbst ausgewählten Tag erledigen, solange man den Abgabetermin einhält. So lernt man, Fristen besser einzuhalten. Diese positiven Folgen des digitalen Lernens sieht man daran, dass in der Schule fast täglich Hausaufgabenstriche oder sogar -briefe verteilt wurden. Beim Lernen zuhause werden viel weniger Hausaufgaben nicht erledigt, und wenn das doch der Fall ist, kann man die Aufgaben häufig doch noch nachträglich abgeben. Außerdem werden die Hausaufgaben teilweise ordentlicher und sorgfältiger abgegeben als in der Schule.

Ein weiterer positiver Effekt des digitalen Lernens zeigt sich darin, dass man vertrauter mit technischen Geräten wird, da man sie jeden Tag benutzt. Dieses Wissen kann hilfreich für die berufliche Zukunft sein und es kann helfen, wenn die Schule in Zukunft digitaler wird. Weiterhin sammelt man Erfahrungen, wie man mit Elektronik ordentlich und vorsichtig umgeht.

Wir finden, dass es sehr viel Spaß macht, die digitale Welt zu erforschen und besser kennen zu lernen. Durch den digitalen Unterricht konnten wir neue Medien und Internetseiten besser kennenlernen. Zum Beispiel haben viele Klassenkameraden neue Sachen am Computer gelernt, wie PowerPoint-Präsentationen zu erstellen, Dateien zu sichern, Fotos hochzuladen und Dateien ausdrucken.

Ein weiterer Vorteil des digitalen Lernens besteht darin, dass es sich in manchen Fällen an den Schüler anpasst: So finden Lernapps Fehlerschwerpunkte schneller und man kann so besser an den eigenen Fehlern arbeiten. Ein Beispiel dafür ist die App Quizlet, mit der man hervorragend Vokabeln lernen kann. Auch bei den Übungen über Websites erhält man oft direkt eine individuelle Rückmeldung darüber, wie gut man eine Übung gemacht hat.

Ebenfalls positiv wirkt sich aus, dass man beim Lernen nicht von störenden Geräuschen abgelenkt wird. In der Schule kann man sich manchmal nicht so gut konzentrieren, weil man durch Geräusche – z. B. von Autos oder Tieren außerhalb des Klassenraums oder von Mitschülern auf den Fluren – gestört wird.

Auch eine gute Sache am digitalen Lernen ist, dass man in seinem eigenen Tempo arbeiten kann. Dagegen muss man in der Schule immer mitkommen, auch wenn man langsamer arbeitet als die Mitschüler.

Das häusliche digitale Lernen hat aber auch einige negative Auswirkungen.

Was uns am meisten stört, ist, dass man in der Schule direkt nachfragen kann, wenn man etwas nicht versteht, zuhause aber teilweise lange auf eine Rückmeldung warten muss. Dagegen kann man in der Schule einfacher Fragen an Mitschüler oder Lehrer stellen und Lösungen sofort vergleichen.

Nach unserer Erfahrung dauert das digitale Lernen oft länger: Da man durch den digitalen Unterricht natürlich am Computer, Tablet oder Handy sitzt, man sich also nicht persönlich sieht, muss man auch länger auf die Antwort zu einer Frage warten. Beispielsweise hatte eine Schülerin eine Frage zu einem bestimmten Thema, die sie in den Messenger gestellt hat. Aber da sie die Frage nicht zur Unterrichtszeit gestellt hatte und die anderen Schüler im Messenger entweder keine Zeit oder keine Antwort auf die Frage hatten, dauerte es fast eine Stunde bis die Antwort kam. In der Schule ist das nicht der Fall, da man sich mit dem Lehrer in einem Raum befindet und ihn ansprechen kann. Meistens bekommt man sofort eine Antwort. Meistens kriegt man die Frage auch besser erklärt als in einem Chat. Wenn man Glück hat, hat man zuhause Eltern, die einem weiterhelfen können. Aber auch Eltern müssen sich erst in das Thema einlesen, bis sie einem helfen können.

Negativ finden wir, dass wir zurzeit leider keinen persönlichen oder direkten Kontakt mit Freunden und Mitschülern haben und uns meist nur über Videokonferenzen sehen. Das ist meist leider auch schwierig, da jeder Zeit haben muss und es manchmal auch zu technischen Schwierigkeiten kommt. In der Schule macht man mal eine Partneraufgabe oder macht etwas zusammen in der Pause. Außerdem hat man in der Schule einen Sitznachbarn, mit dem man sich austauschen oder sich gegenseitig etwas beibringen kann. Zuhause muss man sich alles selber erarbeiten.

Noch dazu kann es zuhause vorkommen, dass man die Aufgaben nicht rechtzeitig bearbeiten kann, weil zum Beispiel das Internet oder WLAN nicht funktioniert. Solche Ausfälle können einen aufhalten, weil man dann seine Aufgaben nicht weiter erledigen kann und nicht vorankommt. Bei den Lehrern wird dann angezeigt, dass man es nicht bearbeitet hat. Das ist ärgerlich.

Außerdem kann man sich durch den digitalen Unterricht in manchen Fächern sogar verschlechtern, da man sich daran gewöhnt, immer alle möglichen Hilfen zu nutzen. So kann man die Matheaufgabe einfach mit einem Taschenrechner machen oder bei digitalen Vokabeltests in die Bücher gucken. In Ausnahmefällen kann das dazu führen, dass man insgesamt zu viel Stoff verpasst hat, um ihn alleine aufzuarbeiten.

Der digitale Unterricht zuhause hat weiterhin den großen Nachteil, dass man sich beim Arbeiten schneller ablenken lässt – von Dingen wie sozialen Netzwerken, von kleinen Geschwistern oder, wenn man zwischendurch ans Handy geht, weil man eine neue Nachricht bekommen hat.

Wir finden es schade, dass der persönliche Kontakt zu unseren Mitschülern fehlt. Mit Freunden und Klassenkameraden klappt das Lernen wesentlich besser, denn Menschen, die man gerne hat, geben einem Sicherheit und man fühlt sich wohler, man hat also auch mehr Spaß am Lernen.

Noch ein Argument gegen den Online-Unterricht ist, dass man die ganze Zeit auf den Bildschirm guckt und davon schnell Kopf- und Augenschmerzen bekommen kann. Selbst wenn man etwas im Buch lesen muss, guckt man trotzdem fast die ganze Zeit auf den Computer.

Außerdem ist es beim Lernen zuhause schwieriger, Gruppenarbeiten durchzuführen, da nicht jeder immer, ein Handy oder gutes WLAN hat. Als eine Mitschülerin beispielsweise mit einer Freundin per Videochat für die Schule arbeiten wollte, hat dies fast eine Stunde gedauert, weil ihre Internetverbindung schlecht war. Ihr Bild ist die ganze Zeit stehen geblieben oder der Ton mitten im Satz abgebrochen. Darüber hinaus ist es nicht einfach, eine Zeit zu finden, die jedem passt. Manche müssen sich den Laptop ja auch mit Geschwistern oder Eltern teilen und können dann nur zu bestimmten Zeiten an solchen Gruppenarbeiten teilnehmen.

Was wir schwierig finden ist, dass viele Schüler zuhause noch nicht die nötige technische Ausstattung für die Bearbeitungen der Aufgaben haben. Manche müssen sich einen Computer mit Geschwistern oder Eltern teilen und können so nicht immer daran arbeiten. So können sie nur zu bestimmten Zeiten an ihren Aufgaben arbeiten und an manchen Tagen vielleicht gar nicht. Manche Familien haben auch keinen Laptop oder Drucker zuhause, was das Lernen zusätzlich komplizierter macht.

Im Endeffekt finden wir, dass das digitalen Lernen Vor- und Nachteile hat, es aber den Unterricht in der Schule nicht ganz ersetzen kann. Daher würden wir gerne wieder zur Schule gehen, dort aber mehr mit Computern, Tablets etc. arbeiten, damit wir auch in der Schule die digitalen Medien besser kennen lernen können.

Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 6g