16. Juli 2020

„Die Wege trennen sich nun, doch Günter Tillmann und das HGO gehören zusammen.“

Es war kein Schultag wie immer, es war auch kein „letzter Tag vor den Sommerferien“ wie immer: Es war ein besonderer letzter Schultag für die ganze Schulgemeinschaft des Herbartgymnasiums, denn es war nach genau 20 Jahren am HGO der letzte Schultag unseres Schulleiters Herrn Tillmann.

Einiges ist wie an jedem Tag: Der Weg zur Schule, der Blick auf das Gebäude an der Herbartstraße 4, die Schultasche fest in der Hand … Aber einiges ist anders: Herr Tillmann ist heute nicht der erste, der da ist: Heute sind es die Schülerinnen und Schüler, die ihm aus den offenen Fenstern zuwinken und herzlich Willkommen heißen! Herr Tillmann nimmt den gewohnten Gang durchs Foyer, vorbei am Lehrerzimmer, in Richtung Sekretariat, also eigentlich auch alles wie immer … Aber irgendwie braucht er heute ganz schön lange, um dort anzukommen! Und dieser rote Teppich, war der schon immer da …? Schülerinnen und Schüler und Kolleginnen und Kollegen geleiten ihren Schulleiter an diesem letzten Schultag auf seinem „Dienstweg“ durch das Gebäude, viele kleine Stationen mit Grüßen und Geschenken sollen an „die vielen Stationen“ erinnern, die Herr Tillmann seit 20 Jahren als Schulleiter am HGO prägt. Und dann tönt nicht nur unsere Schulhymne des Jubiläums durchs Gebäude, sondern auch ein Rapsong, eigens von der 11a erstellt und vertont. 

 

Der Empfang an diesem letzten Schultag, ebenso wie der Weg vorbei an den vielen kleinen Stationen, an denen man immer wieder das Wort „Danke“ liest, sind ein ganz kleiner Versuch, abzubilden und zu erfassen, was Herr Tillmann in 20 Jahren als Leiter unserer Schule für uns und das HGO getan hat. Deswegen ist der Gang auch ein kleiner Rückblick: Auf 20 Jahre professionellen und persönlichen Einsatz, voller Mut und Entschlossenheit; auf 20 Jahre sichtbare Zuwendung  zu den Belangen der Schulgemeinschaft; auf einen Lehrer aus Leidenschaft, der sich in besonderer Weise mit seiner Position und seinen Aufgaben  und seiner Schule identifiziert und sich seiner Verantwortung bewusst ist. Aber eigentlich ist der Gang auch ein Ausblick: Auf das, was am HGO bleibt, nachdem Herr Tillmann nach 20 Jahren den Staffelstab weiterreicht: Große Dankbarkeit für sein Engagement jedem einzelnen gegenüber; das Vertrauen und Selbstbewusstsein und der Ansporn für sich und andere einzustehen; Verantwortung zu übernehmen, anderen offen und freundlich zu begegnen und sie bei den eigenen Handlungen und Entscheidungen im Blick zu behalten.

 


Nur in kleiner Runde konnten wir an diesem, seinem letzten, Schultag Herrn Tillmann verabschieden. Nur wenige unserer über 800 Schüler konnten am Morgen dabei sein: Die Hygienemaßnahmen im Zuge der Covid-19-Pandemie erlauben derzeit nur halbe Klassenstärken, die Lerngruppen der Jahrgänge 8-10 sind ohnehin an der Außenstelle, gleichzeitig sind einige Schüler im Homeoffice, ebenso wie einige Kollegen. Wir alle wollten an diesem letzten Schultag an der Herbartstraße zusammenkommen, wollten gemeinsam Abschied feiern und Danke sagen, uns auf die Ferien freuen und alles sollte etwas lauter und bunter sein, als es schließlich an diesem 15.07.2020 war. Am Wochenende zuvor waren viele Gäste, auch von außerhalb, geladen, um Herrn Tillmann in einem anderen Rahmen ebenfalls gebührlich zu verabschieden. Wir tragen die Hoffnung, dass ein Teil dieser geplanten Veranstaltungen nachgeholt werden kann.

So wurde dieser letzte Schultag dann stiller als geplant, leiser als geplant (natürlich hätten unsere tollen Musiksensembles einige Ständchen gebracht!) und viele Schülerinnen und Schüler konnten ihren Schulleiter nur aus der Ferne verabschieden und sie konnten auch einigen ihrer Freunde und Klassenkameraden nur aus der Ferne „Schöne Ferien!“ wünschen – ein Zustand, der wehmütig stimmt und den auch wir Lehrer uns anders gewünscht hätten. Die besondere Stimmung vor den Ferien, wenn alle erschöpft, aber auch ein bisschen erleichtert sind, sich gemeinsam freuen und an das erinnern, was erst einmal hinter ihnen liegt, hätten wir und besonders Herr Tillmann gerne mit allen Schülerinnen und Schülern geteilt!

 

Wir Lehrerinnen und Lehrer sind sehr dankbar, dass sich das Infektionsgeschehen in den letzten Monaten so entwickelt hat, dass wir nach Unterrichtsschluss wenigstens im internen Kreis eine sehr persönliche Feier abhalten konnten, um unsere Wertschätzung und unseren Dank Herrn Tillmann gegenüber zum Ausdruck zu bringen.

Auf dem sonnigen Schulhof führte Frau Neesen durch das Programm, an dem neben Herrn Tillmann und seiner Familie das Lehrerkollegium sowie die Schülervertretung teilnehmen konnte. Ehrfürchtig, durchaus emotional, aber auch humorvoll gestalteten sich die Beiträge der Kollegen und der Mitarbeiterinnen. Passend zum Eindruck des Empfangs am Vormittag fragte Frau Neesen in ihrer Ansprache „Was bleibt von Günter Tillmann am HGO? Was muss bleiben?“ Eine Antwort darauf konnten die Schülersprecher Maximilian und Annika geben, die noch in dieser Woche im Geschichts-LK vom Schulleiter unterrichtet wurden: Die Energie und das Engagement im Unterricht, die immer sichtbare Zuwendung zum Fach, zu den Schülern und zur eigenen Verantwortung. Dass garantiert etwas bleibt, dafür sorgte der Personalrat unserer Kollegen: In einem simulierten Bewerbungsgespräch konnte sich Herr Tillmann souverän für den „Club der Ehemaligen des HGO“  bewähren. „Stante pede“ unterzeichnete er das Formular zum Eintritt in den Club.

Während für uns außer Frage steht, was dem HGO von Herrn Tillmann bleibt, so fragte sich Frau Neesen am Ende ihrer Ansprache schließlich auch: „Was bleibt von uns?“ Eine Frage, die die enge Verbundenheit der Schulgemeinschaft mit ihrem Schulleiter ausdrückt. Und zu dem, „was von uns bleibt“, so hoffen wir, soll auch dieser letzte Schultag gehören. Der Ihnen, Herr Tillmann, unsere große Wertschätzung und Verbundenheit zeigen soll, gleichzeitig unsere Freude mit Ihnen über Ihren neuen Lebensabschnitt und nicht zuletzt, dass wir am HGO in Ihrem Sinne weitermachen!

Dass ganz am Ende der kleinen Feier plötzlich ein besonderes Taxi für Sie auf den Schulhof bog, brachte den Schultag zu einem perfekten Abschluss, war die Geste doch genauso wie der ganze Schultag: ungewöhnlich, lustig, sehr herzlich und authentisch. Chapeau, Tom, für diesen grandiosen Abschluss!

Auf Wiedersehen und von Herzen alles, alles Gute, Herr Tillmann!

Klg, Bilder: Stz, G. Dudek